Rechtsdrehender Joghurt für Läufer
Ich habe einmal ein wenig recherchiert. Denn um ganz ehrlich zu sein wusste ich auch nicht viel über „rechtsdrehenden“ Joghurt. Außer, dass er irgendwie gesünder sein soll als linksdrehender oder welches, das überhaupt nicht dreht. Vermutlich drehen sich auch nur sehr exklusive und somit teurere Joghurts, denn schließlich ist all die Dreherei mit viel Arbeit verbunden und Arbeit will bezahlt sein.
Bei rechtsdrehendem Joghurt geht es um Folgendes: Die Milchsäure dreht die Schwingungsebene des linear polarisierten Lichts nach links oder nach rechts.
Kein Wunder, dass mit dieser Erklärung nicht geworben wird. Man möchte den potentiellen Kunden für sich gewinnen und nicht etwa erschrecken. Für alle, die trotzdem ein bisschen mehr darüber erfahren möchten: es gibt zwei unterschiedliche Arten von Milchsäuremolekülen und zwar die L- sowie die D-Milchsäure. Beide haben zwar dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften, unterscheiden sich aber in der räumlichen Anordnung. Vergleichbar mit einem linken und einem rechten Laufschuh eines Laufschuhpaars, die zwar gleich aussehen, aber unterschiedlich gearbeitet sind – für den linken und rechten Fuß individuell.
Leitet man nun polarisiertes Licht durch eine Lösung mit L-Milchsäure, so wird die Schwingungsebene des linear polarisierten Lichtes an den Molekülen nach rechts abgeleitet, bei der D-Milchsäure hingegen nach links.
Wissen ruft laut „Aha!“.
Was aber soll daran eigentlich besonders gesund sein?
In der Natur kommen links- und rechtsdrehende Milchsäuren etwa gleich häufig vor. Im Joghurt hingegen gelten andere, und zwar hausgemachte, Regeln. Der menschliche Körper kann Mittels eines körpereigenen Enzyms die rechtsdrehende L-Milchsäure schneller abbauen und daher gilt sie kurzerhand als besonders gesund. Gedreht wird viel, oft sogar geschraubt: und zwar am Preis. Denn wer den Menschen so viel Gutes tut, möchte sich das in der Regel auch bezahlen lassen.
Wie spektrum.de verrät, halten Ernährungsexperten aber auch die linksdrehende Milchsäure für ungefährlich, selbst wenn sie langsamer abgebaut wird. Zwar bleibt die Säure hier länger im Körper. Damit kommt der Körper eines gesunden Menschen aber prima klar. Nur bei Säuglingen oder wenn Erkrankungen des Darms vorliegen, kann sich die linksdrehende Milchsäure negativ auf den Körper auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt übrigens auch Ökotest.