Laufschuhe besonders günstig und billig: Kampfpreise im Online Handel

In einem sind sich alle einig: gute Laufschuhe sind fürs Laufen und Joggen unerlässlich. Im Internet tauchen Angebote aus dem Ausland für Laufschuhe zu Kampfpreisen auf. Sind Angebote ausländischer Versandhäuser seriös?

Im Internet wird mit Kampfpreisen, die teilweise bis zu 70% unter der Unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) des Herstellers liegen, suggeriert, dass der stationäre Handel riesige Margen einfährt. Natürlich hat der Onlineversandhandel gegenüber dem stationären Handel eine günstigere Kostenstruktur, aber rechtfertigen diese allein solche Angebote?

Oder handelt es sich bei günstigen Laufschuh-Angeboten im Online-Shop vielleicht um Betrug? Kommt das Päckchen leer an, oder ist die Ware eine billige Fälschung? Fallen im Nachhinein hohe Zollgebühren an?

Fakt ist: Beratung, Personalkosten, die Miete eines Ladengeschäfts, ggf. in der teuren Innenstadt, bestimmen die Kostenstruktur des stationären Handels. Ein Onlineversandhaus hat ganz andere Kostenstrukturen: eine Website, ein Lager, geringere Personalkosten.

Billige Laufschuhe im Internet kaufen

RUNNING LIFE hat nachgefragt:
Laut dem Hersteller Brooks ist ein Schuh, dessen Preis 70% unter der Unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers liegt, für den Onlinehändler nicht gewinnbringend. Es sei denn es handelt es sich um Restposten. Diese können gegebenenfalls günstig eingekauft und der Rabatt an den Endverbraucher weitergegeben werden. In diesem Fall werden veraltete Modelle angeboten. So lässt sich der geringe Preis erklären. Es handelt sich also nicht automatisch um Mangelware. Mit einem aktuellen Modell ist das aber nicht möglich, da würde der Händler definitiv keinen Gewinn erzielen. Der Hersteller gibt eine UVP an den Handel raus. Er kann weder kontrollieren wer den Schuh verkauft, noch zu welchem Preis das Produkt tatsächlich angeboten wird.

Für den Sporthändler von nebenan ist der Wettbewerb aus dem Web auf den ersten Blick existenzgefährdend. Er kann bei diesen Kampfpreisen nicht mithalten und dem Käufer wird suggeriert, dass er bei einem Kauf zum Normalpreis die Laufschuhe überteuert erwirbt. Dies entspricht allerdings – laut Brooks – nicht der Realität. Brooks gibt zu bedenken, dass extreme Kampfpreise von Online Händlern oft nicht gewinnbringend seien.

Der Versandhandel im Internet gerät wegen Dumpinglöhnen, Ausnutzung von Teilzeitkräften und hohem Leistungsdruck bei allgemein schlechten Arbeitsbedingungen immer wieder in die Kritik. Der Kostendruck wird an die Mitarbeiter weitergegeben, denn der Preis ist eines der wichtigsten Kriterien für die Entscheidung zum Kauf im Internet.

Allerdings sollte die Beratungsfunktion des Handels nicht unterschätzt werden. Viele Läufer kaufen ausschließlich im stationären Handel, da sie die Beratung brauchen und schätzen. Hier bekommen sowohl der ambitionierte Läufer als auch der Laufanfänger umfassenden fachkundigen Beistand und in der Regel auch eine kostenlose Analyse des eigenen Laufstils; ein wichtiger Mehrwert für die Läufer, den sie in der Regel auch durch den Kauf an Ort und Stelle honorieren. Der Online Handel erfüllt für viele Sportler eher eine Zusatzfunktion, im Falle, dass die gewünschte Farbe nicht erhältlich ist oder ein bestimmter Schuh nachgekauft werden soll.

Bei sehr günstigen Angeboten von ausländischen Versandhäusern  lohnt es sich, das Angebot und den Anbieter einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Folgende Kriterien können dabei hilfreich sein:

  • Woher kommt die Ware? Kommt sie aus der EU, oder außerhalb der EU?
  • Wie hoch sind die Versandkosten?
  • Wie ist der Rückversand geregelt, welche Versandkosten kommen bei Nichtgefallen auf mich zu?
  • Einfuhrabgaben (Zölle und Einfuhrumsatzsteuer) werden für Waren, die außerhalb der EU bestellt werden, fällig. Warensendung mit einem Wert zwischen 22 € und 150 € unterliegen der Einfuhrumsatzsteuer (entspricht weitestgehend der deutschen Mehrwertsteuer) sind aber vom Zoll befreit. Bei einem Warenwert über 150 € wird zusätzlich ein Zolltarif berechnet.
  • Es lohnt sich zu kontrollieren, ob der Shop viele positive Bewertungen hat. Verfügt er ein anerkanntes Siegel, wie z.B. das Gütesiegel TRUSTED SHOPS, das Onlineshops in vielen EU-Ländern zertifiziert?  
  • Handelt es sich bei dem angebotenen Artikel um einen Restposten? Das lässt sich anhand folgender Indizien leicht herausfinden: Wie alt ist das angebotene Modell? Handelt es sich um ein Vorgänger oder sogar ein Vor-Vorgänger Modell des aktuellen Laufschuhs? Gibt es nur eine sehr eingeschränkte Farb- und Größenauswahl?

Fazit:

Trotz all dieser Informationen, bleibt das Thema in gewisser Weise undurchsichtig und es stellt sich insbesondere die Frage, aus welchem Grund der Online-Handel Waren teilweise zu Kampfpreisen anbietet, die keine Gewinne bringen.

Geht es vielleicht nur darum Marktanteile zu gewinnen und andere Anbieter mit Kampfpreisen auszubooten, um die Marktmacht zu erhöhen? Ist es eine strategische Ausrichtung im Hinblick auf einen zukünftigen Börsengang, in der Hoffnung, dass dann die Kasse klingelt?

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