Ist Marathon ungesund?

An einem Marathon teilzunehmen ist ungesund und gesundheitsschädlich. Aber auch umfangreiches Lauftraining kann sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken.

Vielleicht kennst du das geflügelte Wort bzw. den coolen Satz schon: „für einen Marathon zu trainieren ist gesund, ihn zu laufen nicht!“

So einfach und knackig lässt sich alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen. Doch stimmt diese Aussage auch? Fakt ist, dass ein Extremsport wie umfangreiches Laufen auf die Gelenke geht. Und das nicht erst im Rahmen der eigentlichen Marathonteilnahme, sondern bereits im Vorfeld. Denn wer erfolgreich einen Marathon absolvieren möchte, muss vorher entsprechende Laufumfänge absolvieren. So gesund das Laufen für das Herz-Kreislaufsystem ist, so schädlich kann es sich auf den Körper auswirken. Nach starkem Knorpelabrieb ist sogar häufig eine Prothese erforderlich – so konstatiert die Schwäbische Zeitung in ihrer Ausgabe vom 27. September 2016.

Ist Marathon ungesund?

Es gibt Läufer, die jahrzehntelang (weitgehend) ohne Probleme laufen. Läufer, die eine ambitionierte Läuferkarriere mit umfangreichen Trainingseinheiten und zahllosen Marathonteilnahmen vorweisen können. Und dann gibt es viele andere, bei denen sich ein (zu) umfangreicher Laufsport rächt. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe:

  • Genetische Voraussetzungen: wie empfindlich der Knorpel auf die Beanspruchung reagiert und wie stark der Knorpelabrieb ausfällt, ist individuell verschieden.
  • Verletzungen: Sportverletzungen wie beispielswiese Kreuzbandrisse oder Verletzungen des Meniskus können dazu beitragen, dass der Knorpel schneller geschädigt wird.
  • Laufstil: auch wenn die meisten Läufer der Ansicht sind, einen tollen Laufstil zu haben, so liegen Anspruch und Wirklichkeit oft weit auseinander. X-Beine oder O-Beine können ebenso zu einer vermehrten Belastung führen wie Supination oder Überpronation.
  • Laufschuhe: schlecht sitzende, schlecht dämpfende oder verbrauchte Laufschuhe können ebenfalls das Risiko für eine zusätzliche und schädliche Beanspruchung der Gelenke erhöhen.

Der Artikel „Extremsport geht auf die Gelenke“ der Schwäbischen Zeitung konstatiert:

Beim Laufen wirkt das Sechs- bis Achtfache des Körpergewichts auf das Kniegelenk.
Anlässlich der Marathonsaison warnen die Experten der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE): Extremsport kann zu Knorpelabrieb in den Gelenken führen und damit einen Gelenkersatz erforderlich machen. Außerdem verursachen Sportverletzungen wie etwa Kreuzbandrisse oder Verletzungen des Meniskus häufig eine Arthrose.

War die Teilnahme an einem Marathon in den 70er und 80er Jahren noch etwas für „Exoten“, so wurde sie in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zu etwas, was auch Hobbysportler „einfach einmal gemacht haben müssen.“ Zusätzlich angeheizt von fragwürdigen Fernsehdokumentationen wie „Von Null auf Marathon“ wird suggeriert, dass (mit etwas Disziplin) fast jeder einen Marathon laufen kann. Die Frage ist: wofür? Und welchen Preis zahlt man gegebenenfalls dafür?

Viele Menschen, die wegen nachhaltig geschädigter Gelenke eine Prothese benötigen, haben zuvor jahrelang Extremsport getrieben. „Ursachen sind neben Sportverletzungen einfach Überbelastung – beispielsweise durch zu intensives Training“, sagt Professor Carsten Perka, Präsident der AE und Leiter des Centrums für Muskulosketale Chirurgie der Charité, Universitätsmedizin Berlin. Hohe Gelenkbelastungen wie sie im Spitzensport aber auch zunehmend bei Hobbysportlern vorkommen, können auf Dauer einen verstärkten Knorpelabrieb verursachen.

Daher sollten Sportarten wie das Laufen – insbesondere wenn sie intensiv betrieben werden – medizinisch begleitet werden. Etwas, was nur wenige Hobbysportler berücksichtigen.

Diese Vorbehalte sind jedoch keine Absage an den Sport im Allgemeinen. Denn sportliche Menschen leiden seltener an Übergewicht, Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes. Selbst auf die Gelenke hat der Laufsport durchaus einen positiven Effekt – vorausgesetzt, er wird in einem richtigen Maß ausgeführt. Hilfreich ist zudem der Aufbau der gelenkstützenden Muskulatur.

Ist allerdings die das Gelenk schützende Knorpelschicht abgetragen, so leidet der Patient häufig unter Schmerzen. Dann ist es allerdings bereits zu spät, um das Gelenk noch mit konservativen Methoden in seiner Funktion zu erhalten. Ein Beispiel dafür ist die unter Läufern häufiger vorkommende Knie- oder Hüftarthrose.
Greifen konservative Methoden wie beispielsweise die Osteopathie nicht mehr, so kann ein künstliches Gelenk erforderlich werden mit dem durchaus weiterhin gemäßigter Sport getrieben werden kann. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Menschen mit Kunstgelenken sogar belastungsintensivere Sportarten wie Laufen, Skifahren, Tennis oder Bergwandern ausüben können.

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