Gelenkschäden durch Joggen

Gelenkschäden durch Joggen: Extremsportler leben gefährlich. Denn viele von ihnen benötigen eine Prothese, wenn der Gelenkknorpel zu stark abgenutzt ist.

Zu Joggen, regelmäßig Laufen zu gehen, kann dem Körper und der Gesundheit viel Gutes tun. Das Herz-Kreislaufsystem kommt in Schwung, die Fitness steigt, Laufen ist gut für die Psyche und für das körperliche Wohlbefinden. Alles gute Gründe dafür, regelmäßig Laufen zu gehen.

Doch wie bei (fast) allem gibt es auch hier Kehrseiten. Dazu gehören vor allem unschöne Gefahren wie der plötzliche Herztod durch Joggen oder Hüftarthrose bzw. Kniearthrose.

Der Ratgeber Gesundheit Endoprothetik der Schwäbischen Zeitung vom 27.09.2016 beschäftigt sich ausführlich mit negativen Begleiterscheinungen des Laufsports und informiert über den aktuellen Stand der medizinischen Technik.

Hier erfährt der Leser:

Wer Extremsport betreibt, läuft Gefahr, dass seine Gelenkknorpel zu stark abgenützt werden. Früher oder später landen diese Menschen auf dem OP-Tisch und bekommen eine Prothese im Knie oder in der Hüfte. Im Gespräch mit Barbara Waldvogel erläutert der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik AE, Karl-Dieter Heller, warum Sport nicht immer gesund ist, und worauf Operierte achten müssen.

Gelenkschäden durch Joggen

Abnutzung des Gelenkknorpels

Woran merken Betroffene, dass der Gelenkknorpel geschädigt ist? Das Tückisch daran ist: wer sich nicht regelmäßig per Röntgenbilder, CT oder MRT durchchecken lässt, bemerkt die schleichende Abnutzung des Gelenkknorpels in der Regel gar nicht. Wenn dann Schmerzen auftreten, ist es meist schon zu spät. Diese Schmerzen stellen sich zunächst oft „nur“ beim längeren Gehen oder Fortbewegen ein und steigern sich nach und nach in Richtung Anlaufschmerz. Das heißt: Betroffene müssen sich morgens erst einmal einlaufen bevor nach 10-15 Minuten die Schmerzen verschwinden. Die Schmerzen stellen sich zudem auch beim Joggen/Laufen ein, wann ist individuell verschieden. Manchmal erst nach mehreren Kilometern, manchmal bereits nach wenigen hundert Metern. Mit fortschreitender Schädigung treten die Schmerzen dann mehr oder weniger permanent auf, also auch im Ruhezustand.

Risikogruppen für Gelenkschäden

Während manche Läufer noch mit über siebzig Jahren regelmäßig und schmerzfrei Marathons absolvieren, trifft es andere bereits in wesentlich jüngerem Alter. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe:

  1. Körperhaltung / Fehlstellungen: wenn die Achse nicht stimmt, wenn also jemand X- oder O-Beine hat, so steigt das Risiko für Gelenkschäden. Bei O-Beinen geht die Lastachse durch die Innenseite, Dadurch wird die Innenseite des Knies stärker (einseitig) belastet.
  2. Läufergewicht: Da beim Laufen das 6- bis 8-fache des Körpergewichts auf die Gelenke wirkt, ist die Beanspruchung bei schweren Läufern höher als bei leichten Läufern.
  3. Übertreibung: je häufiger trainiert wird, je größer die Laufumfänge ausfallen, desto stärker werden auch die Gelenke belastet. Es gibt viele Läufer, welche erst Warnzeichen lieber ignorieren und mit Schmerzmitteln „bekämpfen“, als sich Gedanken über die Ursachen zu machen und sich medizinisch durchchecken zu lassen. Therapeuten berichteten uns sogar von Läufern, die sich Kortison gegen die Schmerzen haben spritzen lassen und wenige Tage später ihre persönliche Bestzeit im Wettkampf geknackt haben.
  4. Vorschäden: ist der Knorpel bereits vorgeschädigt, so schreitet der Knorpelschaden bei fortwährenden starken Belastungen - wie sie beim Laufen, Fußball oder Tennis entstehen – fort und führt zu einer Arthrose. Vorschäden können zum Beispiel durch Sportverletzungen wie einem Kreuzbandriss oder Verletzungen des Meniskus entstehen.
  5. Genetische Voraussetzungen: wie empfindlich der Knorpel auf die Beanspruchung reagiert und wie stark der Knorpelabrieb ausfällt, ist individuell verschieden.
  6. Material: Laufschuhe mit schlechter Dämpfung und geringem Halt können die Entstehung von Gelenkschäden begünstigen.

Die Antwort auf solche möglichen Probleme ist nicht die Empfehlung treibt keinen Sport!
Im Gegenteil: Sport ist gesund und sinnvoll. Die Menschen sollen sich bewegen, selbst mit Prothese. Die Frage ist aber immer, ob Sport in Maßen bzw. in einem sinnvollen Umfang betrieben wird, oder extensiv bzw. als Extremsport.

Für weitere Informationen möchten wir dir den Artikel Ist Marathon laufen ungesund? empfehlen.

Ist der Einsatz eines künstlichen Gelenks sinnvoll?

Experten raten dazu, die eigenen Gelenke möglichst lang zu erhalten und erst dann ein künstliches Gelenk einoperieren zu lassen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Trotz des medizinischen Fortschritts müssen künstliche Gelenke oft nach spätestens 15-20 Jahren ersetzt werden. Wer also bereits in jüngeren Jahren operiert wurde, muss womöglich mit mehreren Folge-OPs rechnen.

Einer Studie zufolge sollen zudem 20 Prozent der Knieoperierten sowie 13 Prozent der Hüftpatienten immer noch Schmerzen haben. Die 13 Prozent Schmerzpatienten nach einer Hüftoperation hält der Experte Karl-Dieter Heller auf Basis seiner Erfahrungen als Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin-Elisabeth-Hospital Braunschweig für übertrieben. Hingegen bestätigt er, dass sich die Zahl bei Knieoperierten mit seinen Erfahrungen deckt.

Wegen der relativ hohen Beschwerderate nach einer Knie-OP rät Karl-Dieter Heller dazu, gerade beim Knie erst dann eine Operation durchführen zu lassen, „wenn sie bitter nötig ist.“ Er weist darauf hin, dass besonders jüngere Patienten nach der Operation oft stärker klagen als ältere Menschen, die wegen einer schweren Arthrose zuvor größere Schmerzen hatten und nach der Operation eine spürbare Verbesserung erleben.

Wer ein künstliches Gelenk benötigt, sollte sich im Vorfeld informieren und nach einem sehr erfahrenen Endoprothetiker suchen. Neben dem Erfolg der eigentlichen Operation spielt insbesondere auch die Nachsorge eine entscheidende Rolle. Wichtig ist eine gute Physiotherapie im Anschluss an die OP. Experten empfehlen, nach der Operation ein halbes Jahr Physio- und Rehamaßnahmen einzuplanen. Wichtig sind Muskelaufbau, Lymphdrainagen sowie abschwellende Maßnahmen. Alles Grundvoraussetzungen dafür, um später wieder ein normal funktionierendes Gelenk zu haben.

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