Laufschuhberatung: den richtigen Laufschuh finden

Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand für den Laufsport sind gute und geeignete Laufschuhe. Während Läufer notfalls auf High-Tech-Funktionsbekleidung verzichten könnten – auch wenn viele Aktive das wohl nicht gerne machen – sind gute Laufschuhe ein Muss.

Schließlich muss beim Laufen bei jedem Schritt das Zwei- bis Dreifache des eigenen Körpergewichts abgefangen werden. Eine ausreichende Dämpfung ist daher ein wichtiges Kriterium bei der Laufschuhwahl.

Es gibt verschiedene Arten von Laufschuhen – doch welcher eignet sich für welchen Läufer?

Laufschuhberatung: den richtigen Laufschuh finden

Der Perfekte Laufschuh

Bereits dieses Kriterium zeigt jedoch, dass es den perfekten Laufschuh, der sich für jeden Läufer eignet, nicht gibt. Wer schon einmal im Rahmen eines Marathons die Gruppe der Spitzenläufer beobachten konnte, muss kein ausgewiesener Experte im Bereich Laufsport sein, um unmittelbar zu erkennen, dass Profis einen ganz anderen Laufstil pflegen als das Gros der Läufer:

Auffallend ist hier neben der sehr großen Schrittlänge, dass viele Profis eher im Bereich des Vorder- und Mittelfußes aufsetzen, denn mit der Ferse.
Zudem handelt es sich um sehr leichte Läufer mit einem sehr effizienten Laufstil, die auch aus diesem Grund mit deutlich weniger Dämpfung auskommen als schwere Läufer. Oft tragen sie möglichst leichte Laufschuhe; schließlich kostet jedes zusätzliche Gramm Gewicht mehr Kraft – insbesondere über lange Strecken. Solche Lightweight-Laufschuhe eignen sich jedoch längst nicht für jeden Läufer, bieten sie doch neben einer deutlich verminderten Dämpfung auch sehr viel weniger Seitenhalt.

Selbst für Läufer, die bereits trainierter sind, eignen sich solche Schuhe oft eher, um Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen und neue Belastungsakzente zu setzen. Während ihr Einsatz bei kürzeren Wettkampfdistanzen wie einem 10 km Lauf sinnvoll sein kann, ist bei der Verwendung im Rahmen eines Marathons Vorsicht walten zu lassen.

Ausreichende Dämpfung von Laufschuhen

Zuvor angesprochene Aspekte verdeutlichen, wie wichtig eine ausreichende Dämpfung der Laufschuhe ist. Lightweight-Schuhe wiegen in Normgröße oft nur ca. 300 Gramm. Die Einsparung beim Gewicht wird durch Kompromisse beim Material bezahlt. Schwere Komponenten wie eine gut gedämpfte Schuhsohle oder zusätzliche Features wie Stabilität und damit auch ein erhöhter Seitenhalt werden eingespart. Solche Laufschuhe ermöglichen aufgrund ihres geringeren Gewichts ein höheres Lauftempo.

Dabei sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass nicht wenige Läufer bereits nach einigen Kilometern Probleme durch die ungewohnte Beanspruchung bekommen. Insbesondere, wenn sich ein leichter Laufschuh nicht für sie und ihren Laufstil eignet und/oder sie ihn nicht gewohnt sind.

Natural Running

Vor einigen Jahren kam der neue Trend des „Natural Runnings“ auf. Über Sinn und Unsinn dieser Idee wird viel diskutiert. Kurz und knapp lässt sich dazu folgendes sagen: spezielle Laufschuhe wie beispielsweise der Nike Air oder der Ecco Biom haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Fortgeschrittene Läufer schätzen an ihnen gerade die mangelnde Dämpfung und den geringen Seitenhalt, die das Gefühl des „natürlichen Laufens“ unterstützen. Ähnlich wie die Lightweight-Schuhe bringen sie frischen Wind in den Trainingsalltag und bieten die Möglichkeit, Abwechslung in die einseitige Belastung beim Laufen zu bringen. Das Stichwort dabei ist Abwechslung. Wer schon einmal mit solchen Laufschuhen unterwegs war, dürfte spätestens nach ca. 5 bis 10 Kilometern ein deutlichen Ziehen in den Sehnen, womöglich gar Schmerzen in den Gelenken verspürt haben. Durch die ungewohnte Belastung werden ganz andere Muskel- und Sehnenbereiche angesprochen. Folgende Analogie verdeutlicht dies: ein trainierter Läufer kann selbst bei einer kürzeren Radtour plötzlich Muskelkater bekommen, wenn er den deutlich abweichenden Bewegungsablauf nicht gewohnt ist.

Für die meisten Läufer eignen sich Natural-Running-Laufschuhe nicht. Schon gar nicht als primärer Laufschuh, sondern bestenfalls als Laufschuh der angeschafft wird, um alternative Akzente zu setzen.

Materialqualität der Laufschuhe

Die Erfahrung zeigt, dass unterschiedliche Laufschuhmarken eine deutlich unterschiedliche Qualität aufweisen können. So hatte ich über die Jahre hinweg insgesamt drei Mal Laufschuhe einer bestimmten Marke. Keiner von ihnen hat mehr als ca. 500 Kilometer durchgehalten bevor die Dämpfung so schlecht war, dass der Schuh ausrangiert werden musste. Bei einem der Schuhe löste sich zudem bereits nach einigen hundert Kilometern die Sohle ab, beim nächsten ließ sich, dank eines Lochs im Schuh, die Farbe der Laufsocken bewundern. Bei einer anderen Marke habe ich hingegen die Erfahrung gemacht, mit den Laufschuhen bis zu 1.500 Kilometer weit laufen zu können, bevor sie aussortiert werden mussten.

Wie robust ein Laufschuh ist, sollte sicherlich nicht das einzige Auswahlkriterium sein. In Anbetracht der Anschaffungskosten ist es jedoch für viele Aktive auch nicht nebensächlich.

Markenlaufschuhe anschaffen

Aldi, Lidl, Tchibo,… - sie alle bieten in periodischen Abständen Laufequipment an. Viele Läufer schwören auf das gute Preis-/Leistungsverhältnis und stellen sich im Rahmen solcher Aktionen ihre Laufausrüstung zusammen. Kritiker bemängeln die Materialqualität, insbesondere Dinge wie schlechte Reißverschlüsse, und greifen lieber auf teurere Markenartikel zurück. Hier muss jeder für sich entscheiden, inwieweit Kompromisse möglich sind und wie teuer das Laufequipment ausfallen darf.

Bei den Laufschuhen sollte jedoch in jedem Fall auf faule Kompromisse verzichtet werden. Hier sollte man sich fragen, ob die Ersparnis beim Laufschuhkauf durch ein deutlich höheres Risiko in Bezug auf die Gesundheit erkauft werden soll. Schmerzen in den Knien durch zu geringe Dämpfung und/oder zu geringen Seitenhalt, Probleme mit der Achillessehne, Schmerzen im Wadenbeinkopf… dies alles sind gute Argumente, beim Laufschuhkauf nicht an der falschen Stelle zu sparen.

Mehrere Laufschuhe im Sortiment haben

Wer lediglich ein- bis maximal zweimal in der Woche laufen geht und dabei keine größeren Distanzen zurücklegt, für den sind ein paar gute Laufschuhe oft ausreichend. Mindestens über zwei paar Laufschuhe zu verfügen bringt jedoch eine Reihe von Vorteilen:

  • So ist für eine optimale Materialerholung nach dem Lauf eine Pause von mindestens 48 Stunden empfehlenswert. Dies erhöht die Lebensdauer der Laufschuhe.
  • Der Wechsel zwischen verschiedenen Laufschuhen – idealer Weise von verschiedenen Herstellern, mindestens aber zwischen verschiedenen Modellen – hilft außerdem dabei, einseitige Belastungen zu vermeiden. Dadurch sinkt das Risiko, dass Fehler im Laufstil sich allzu sehr „einschleifen“..
  • Sind die Laufschuhe unterschiedlich alt, fällt zudem eher auf, wann ein Laufschuhpaar durchgelaufen ist und in den wohlverdienten Ruhestand geschickt werden sollte.
    Das Online-Lauftagebuch von RUNNING LIFE unterstützt Läufer ebenfalls dabei, die Übersicht über den „Kilometerstand“ der Laufschuhe zu behalten.

Das Kostenargument zwei oder mehr Paar Laufschuhe sind teurer als nur ein Paar“ relativiert sich dadurch, dass der regelmäßige Wechsel zwischen den Laufschuhen  bei Läufern, die mindestens alle 1-3 Tage unterwegs sind, auch deren Lebensdauer erhöht. Über längere Sicht betrachtet spielt es kostentechnisch keine Rolle, ob man sich den neuen Laufschuh erst anschafft, wenn der alte bereits verbraucht ist, oder man gleich über zwei Paar verfügt und diese entsprechend über einen längeren Zeitraum nutzt.

Laufschuhberatung

Erfahrene Läufer können bei der Anprobe meist einschätzen, ob ein bestimmter Laufschuh zu ihnen und ihrem Laufstil passt. Weniger erfahrene Läufer sollten eine Laufschuhberatung in Anspruch nehmen. Unabhängig vom Berater gilt jedoch: hat man subjektiv „kein gutes Gefühl“ bei einem Laufschuh sollte man ihn auch nicht kaufen. Egal wie toll er laut Laufband- und Videoanalyse geeignet ist. Im Übrigen ist die Bewertung von Laufschuhen mittels Laufbandanalysen mit Vorsicht zu genießen. Läufst du denn den überwiegenden Teil deiner Läufe auf dem Laufband?

Das Laufgefühl auf dem Band unterscheidet sich grundsätzlich von dem bei Läufen, die beispielsweise über Asphalt oder Waldwege führen. Da der Untergrund viel nachgiebiger und zudem in Bewegung ist, läuft man auf einem Laufband anders als auf regulärem Untergrund. Folgerichtig sollte zu einer guten Beratung in jedem Fall gehören, dass der Berater sich auch anschaut, wie sich ein Lauf auf dem Gang oder der Straße gestaltet. Erfahrene Berater mit geschultem Blick können dabei sehr genau sehen, ob man z.B. supiniert oder überproniert, ob der Läufer einen Schuh mit mehr oder weniger Dämpfung benötigt usw.

Zusammenfassung

Wer bereits gute Erfahrungen mit bestimmten Laufschuhmarken gemacht hat, wird sich in der Regel zunächst deren aktuelles Sortiment anschauen. Erfahrene Läufer können meist selbst einschätzen, ob sich ein Laufschuh für sie eignet. Weniger erfahrene Läufer sollten sich nach einer guten Laufschuhberatung umsehen. Bei der Anprobe sollte darauf geachtet werden, dass der Laufschuh nicht nur auf dem Laufband, sondern auch auf normalem Untergrund getestet wird und ob er ausreichend Dämpfung und Seitenhalt bietet - sofern nicht mit der Anschaffung eines speziellen Laufschuhs wie Lightweight oder eines Schuhs für das Natural Running geliebäugelt wird. Ein geringeres Gewicht der Laufschuhe kann – je nach Einsatzzweck – ebenfalls ein Kaufkriterium sein. Der Laufschuh sollte weder drücken noch zu viel „Spiel“ aufweisen, d.h. die Füße sollten nicht im Schuh „schwimmen“.

Hilfreich kann es sein, erfahrene Läufer nach ihrer Meinung zu fragen oder zum Laufschuhkauf mitzunehmen. Hingegen bringt es in der Regel gar nichts, sich von einem anderen Läufer einen Laufschuh empfehlen zu lassen und ihn unbesehen zu kaufen. Nur weil er jemand anderem hervorragend passt bedeutet dies nicht, dass er für jeden Läufer und jeden Fuß geeignet ist. Vielleicht hat der andere Läufer breite Füße während man selbst eher schmale Füße hat? Möglicher Weise hat er einen Hohl- und Spreizfuß, man selbst jedoch einen Plattfuß? Ist er vielleicht Mittelfußläufer, man selbst setzt jedoch mit der Ferse auf? Diese Beispiele verdeutlichen, dass man um einen Probelauf und ggf. eine Beratung nicht herumkommt, wenn man das Risiko einer Fehlinvestition möglichst klein halten möchte.

 
 
 

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