Trainingslauf ohne Trainingsplan im Schwabenland

Heute laufe ich zum ersten Mal in einem Wald.
Ich entschließe mich für den linken zweier Wege. Der, der mehr in den Wald reingeht. Beide Wege sind aber nahezu parallel. Kurz darauf wird mir der Weg doch zu matschig. Ich biege also in einen kleinen Weg rechts ein, der mich zu dem äußeren Weg führen soll. Der kleine Weg endet aber im Nichts. Ich laufe trotzdem weiter und nun wird es ein Crosslauf. Die Angst vor Brennnesseln lässt mich immer höher springen, wobei ich die Brennnesseln im Dickicht wohl gar nicht erkennen würde.

Olafs Kolumne - Läuferleben

Schwupps bin ich auf dem richtigen Weg, der links weiterführt und breiter wird. Hier sind jetzt auch kleine Kieselsteine und ich denke so bei mir, dass ich doch nur zwei Meter Untergrund brauche, um zu laufen. Mehr braucht der Läufer nicht. Und dann gebe ich mich meinen Gedanken hin und bin glücklich.

Da sehe ich einen kleinen Vogel direkt vor mir. Der lässt mich dicht herankommen, um dann wegzufliegen und ich folge ihm mit meinem Blick... und sehe Wald. Sehe Bäume. Sehe Tiere. Und höre sie! Ohren entstöpseln, mp3 ausschalten und eine geballte Ladung Natur aufsaugen! Ein Schauer überfällt mich von Kopf bis Fuß. Wie schön!

Circa 15 Minuten halte ich die Natur aus, dann wird der mp3 wieder angeschaltet. Ja, so ist das mit den Stadtkindern.

Ich laufe also so durch den Wald und bin auf einmal an meinem Ausgangspunkt angelangt. Ich und mein Orientierungssinn! Genau eine halbe Stunde bin ich im Wald unterwegs gewesen. Hey, denke ich so: Hey, du könntest jetzt doch noch mal die gleiche Runde laufen... Nur schneller! Gesagt, getan, laufe ich den gleichen Weg (den Matschpfad spare ich mir, gewinne dadurch aber höchstens 200 m). Nach der Hälfte des Weges bin ich kaputt (auch der Wald besteht nur aus ewigem Auf und Ab) und ich denke mir, dieses Vorhaben doch nicht umzusetzen.

Aber nein: Ich will es mir beweisen. Also laufe ich weiter. Erschwerte Bedingungen bekomme ich durch zwei Spaziergänger, die besondere Leistungen von mir abfordern (sie laufen bergab und ich komme ihnen entgegen). Ich war also gut in der Zeit, jetzt noch den Weg links rein... dann rechts... nee, das ist nicht der richtige Weg. Ich bin nie über einen Baumstamm gesprungen. Also Kehrtwende und rechts. Wann kam denn der Weg? Laufe den nächsten rechts. Der endet wieder im Nichts... wo bin ich? Hektik. Laufe wieder zurück, jetzt einfach in den Wald, weil dort drüben doch das Ziel sein muss. Komme an einen bekannten Weg, aber wo jetzt hin? Links, rechts? Rechts, links?

Enttäuschung, denn nun wusste ich, dass ich keine vergleichbare Zeit mehr erlaufen würde. Es war vorbei. Langsam lief ich die Strecke zurück und erkannte meinen Fehler: Kurz vor dem Ziel war ich links abgebogen, statt geradeaus weiterzulaufen. Das Ziel war so nahe gewesen. Aber ich wollte der verpassten Chance nicht hinterher heulen. Es war nun mal so und ich würde wiederkommen! Wieder hier laufen!

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