Trainingslauf am 29.03. zum Bremer Halbmarathon am 20.05.

Ich war schon relativ spät dran, als ich endlich anfangen konnte zu laufen. 19:30 Uhr und noch nichts gegessen; aber das war mir egal, ich fühlte mich gut. Also los!

Heute möchte ich es auch endlich schaffen, bei einem längeren Lauf eine Herzfrequenz (=HF) unter 150 zu haben. Wird es mir heute glücken?

Ich kam gut in den Lauf rein und wie so oft, fielen mir wieder die ganzen Geschichten ein, die ich beim letzten Lauf erlebt und anschließend wieder vergessen hatte. Ein Blick auf die Uhr zeigte gute Werte. Sehr gute Werte sogar. War ich zu langsam? Nach fünf Minuten wusste ich es:
Ich war definitiv nicht zu langsam. Der erste Teilabschnitt lag hinter mir und ich war deutlich unter der 150-Marke bei gleicher Geschwindigkeit.

Olafs Kolumne - Läuferleben

Nun kam der zweite Teilabschnitt und ich wusste, dass dieser keine Gefahr darstellte. Dieser Abschnitt ist der schönste, weil er aus der Stadt herausführt. Außerdem hat er einige Schlenker, eine 180-Grad-Wende und hält damit einige Windänderungen bereit. Meine Lieblingsstelle besteht aus einer 90-Grad-Kurve, bei der (meist) der seitliche Rückenwind zum seitlichen Gegenwind wird. Jedes Mal ein tolles Erlebnis für die Sinne!

Jetzt kam der dritte Abschnitt und nun wurde es spannend:
Dies ist der gefürchtete Teil meines Weges. War ich bislang unter HF 150, so musste ich jetzt aufpassen. Bislang verleitete mich dieser Streckenabschnitt jedes Mal dazu, schneller zu laufen. Dies ist der Bereich, der stets für meinen Misserfolg verantwortlich war. Würde ich es diesmal schaffen? Ich schaute auf die Uhr: 151!!!
Herzstocken!

So ein guter Wert... bloß nicht aufregen... die Herzfrequenz geht sprunghaft auf 154... oh nein!!! Ich werde wieder versagen. Ich werde es nie schaffen! Ich beschließe, nicht mehr an die HF zu denken! Bloß nicht auf die Uhr sehen, dann wird alles gut. Irgendwie.

Jetzt kam der vierte Abschnitt und ich war zu spät dran. 1 bis 2 Minuten (ich nehme es ja nicht sooo genau mit den Zeiten) fehlten mir und ich musste jetzt unbedingt unter 150 bleiben. Ich hatte in den ersten Abschnitten ein gutes Polster herausgearbeitet, aber jetzt schien es aufgebraucht. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass in der zweiten Hälfte des letzten Abschnitts Gegenwind herrschte... und ich weiß doch, dass Gegenwind die HF steigen lässt. Ich fasste mir ein Herz:
Die Zeiten waren mir doch eigentlich ganz egal. Mein Ziel war es doch, unter 150 zu kommen, egal ob ich 3 Minuten mehr benötigen sollte.

Also schmeiße ich mal eben schnell mein Lieblingslied rein. Das Lied, bei dem mein Schritt besonders weich ist. Nicht mehr an die HF denken, nicht mehr an die Zeit denken... atmen... Bein vor Bein... Arme im Rhythmus... Haltung ist egal, aber sowieso o.k.... die Atmung läuft wie von selbst... nein, ich sehe nicht auf die Uhr... sie ist mir egal... die Lichter der Laternen verschwimmen, werden eins, um sich dann gleich wieder zu trennen, scharfe Umrisse zu bekommen. Ein Spiel, dass sich ständig wiederholt. Ein Wippen und Flimmern von Licht. Laufen ist schön. Hier musst du runter vom Deich... du bist da... Uhrzeit stoppen!!!

Phantastisch: 62:43 Minuten. Wie konnte das sein? Verflixt! Dann habe ich mir die Herzfrequenz doch wieder versaut!!! Nein, doch nicht: Eins-Vier-Neun, in Zahlen: 149. Ich konnte es nicht glauben!

Ja, ich habe es geschafft!!!

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