Schlechte Qualität bei Laufschuhen

Schlechte Verarbeitung von Laufschuhen.
Wenn die Laufschuhe viel kosten, aber schnell kaputt gehen, ist das sehr ärgerlich. Worauf ist beim Kauf zu achten?

Entspannt lassen wir den Blick über das Themenbild dieses Artikels schweifen, genießen die ansprechenden Farben. Doch dann, ein Stirnrunzeln: die sind ja total kaputt und von schlechter Qualität! Sicherlich sind das uralte Laufschuhe und irgendwann sind sie halt hinüber.
Doch mitnichten: beide gezeigten Exemplare waren so gut wie neu.

„Selbst schuld!“, tönt es zackig aus der forschen Ecken, „wer sich Billiglaufschuhe beim Discounter kauft, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie von minderwertiger Qualität sind und schnell auseinanderfallen!“

Schlechte Qualität bei Laufschuhen

Das Problem ist nur, dass es gar keine Billigtreter sind, sie stammen von bekannten Marken und sind wahrlich keine Schnäppchen. Bei den grünen Laufschuhen handelt es sich um den Salomon Sense Pro, der zum regulären Preis von 129,95 Euro verkauft wird. Das ist viel Geld, wenn sich bereits nach 5 Laufeinheiten die Sohle an mehreren Stellen ablöst. Der blaue Reebok ZQuick 2.0 ist mit 99,95 Euro zwar günstiger in der Anschaffung. Das rechtfertigt jedoch nicht, dass sich bereits nach rund sechzig Kilometern das Oberflächenmaterial abzulösen begann und sich nach rund hundert Kilometern das auf dem Foto gezeigte Bild präsentiert.

Schlechte Verarbeitung bei Laufschuhen - Qualitätsmanagement

„Kein Drama“, meinte ein Laufbekannter, „kann man doch kleben!“
Vermutlich schon, am besten mit dem richtigen Spezialkleber. Fakt ist aber, dass die Laufschuhe in den letzten Jahren immer teurer geworden sind, gleichzeitig aber bei vielen Marken die Qualität in gleichem Maße nachgelassen zu haben scheint, wie die Preise nach oben geklettert sind. Das Argument, dass Laufschuhe fast immer in Billiglohnländern wie China und Vietnam produziert werden, mag ein Grund sein, aber keine Rechtfertigung. Denn den Umsatz machen Firmen in westlichen Ländern und es ist Aufgabe von deren Qualitätsmanagement, eine gute Verarbeitung sicherzustellen. Die produzierten Laufschuhe müssen geprüft und dabei festgestellte Mängel zeitnah behoben werden. Dabei sind ggf. auch Anpassungen am Produktionsprozess erforderlich. Nur so können zufriedene Kunden an eine Marke gebunden werden.
Wer mit minderwertigen Materialien arbeitet, wer eine schlechte Verarbeitung liefert, wer sein Qualitätsmanagement vernachlässigt kann sich schnell seinen guten – und oft mit teurer Werbung erkauften – Ruf kaputt machen und das Vertrauen seiner Kunden verspielen.

Umtausch der kaputten Laufschuhe

Reklamation? Umtausch? Bei Laufschuhen ein schwieriges Thema.
Wenn der Kassenbon noch vorhanden und halbwegs aktuell ist, die Laufschuhe noch nicht allzu gebraucht und schmutzig wirken, hat man vielleicht eine Chance. Denn dann kann zumindest glaubhaft dargelegt werden, dass es sich um Qualitätsmängel handelt und nicht um eine normale Abnutzungserscheinung durch viele Laufkilometer.

Doch selbst wenn das Fachgeschäft des Vertrauens bereit sein sollte, die Laufschuhe zurückzunehmen, so möchte man in der Regel ja nicht nochmals dasselbe Modell des gleichen Herstellers erhalten, von dem man weiß, dass es nach wenigen Läufen wieder auseinanderfallen wird.


Qualität: worauf solltest du beim Laufschuhkauf achten?

Wie gut Laufschuhe verarbeitet sind, lässt sich nur im Labor zuverlässig feststellen. Oder bei einer (längeren) Nutzung der Laufschuhe in Eigenregie. Es gibt aber einige Dinge, auf die du bereits bei der Anschaffung achten kannst:

  • Ziehe – am besten, wenn der Verkäufer nicht direkt daneben steht – fest an verschiedenen Stellen am Sohlenbelag und prüfe, wie gut er hält. Wirkt er schlampig verklebt oder zeigt er womöglich erste Ablösungstendenzen, so gibt es doch schöne und gut sitzende Laufschuhe anderer Hersteller als Alternative.
  • Prüfe, ob das Oberflächenmaterial nur angeklebt wurde, oder ob es angenäht ist.
    Kleber zeigt bei höherer Beanspruchung die unschöne Tendenz sich abzulösen – ganz besonders bei synthetischem Oberflächenmaterial.
  • Entferne die Einlegesohle aus dem Schuh. Wie wirkt die Verarbeitung darunter? Wurde die Sohle an den Seiten fest mit dem Oberflächenmaterial vernäht?
  • Schau dir den gesamten Schuh näher an und lasse dich nicht von der wunderschönen knalligen Farbe blenden.

Selbst wenn ein Laufschuh „nur“ als Lifestyle-Produkt verwendet werden soll, erwartet der Käufer in Anbetracht der hohen Preise eine gute Qualität und kein Produkt, welches nach kurzer Tragezeit auseinanderfällt. Werden Laufschuhe tatsächlich zum Laufen eingesetzt, dann ist die Beanspruchung deutlich höher und damit wird es umso wichtiger, dass gutes Material und eine gute Verarbeitung gegeben sind. Dass einige Hersteller den „Trend“ verfolgen, immer weniger Qualität zu immer höheren Preisen anzubieten… - damit tun sie sich selbst keinen Gefallen. Diese Art der „Gewinnoptimierung“ ist zudem sehr schwer nachvollziehbar. Die Stiftung Warentest hat im August 2015 einen interessanten Artikel zu den Herstellungsbedingungen veröffentlicht. Ein Läufer hat uns im Forum darauf aufmerksam gemacht: Kostenanteile am Verkaufspreis eines Laufschuhs.

Gemäß einer Studie des Südwing-Institut/Inkota von 2015 gliedert sich der Kostenanteil am Verkaufspreis eines Laufschuhs, der 120 Euro kostet folgendermaßen auf (Preise in Euro):

  • Lohnkosten: 2,50
  • Materialkosten: 10,-
  • Sonstige Produktionskosten: 3,50
  • Gewinn Produzent: 4,-
  • Markenunternehmen: 26
  • Transport und Zölle: 4,-
  • Zwischenhändler: 5,-
  • Einzelhandel: 46,-
  • Mehrwertsteuer: 19,-


Fazit:

Die Materialkosten machen gemäß dieser Studie also nur rund 8% des Gesamtpreises eines Laufschuhs aus. Beim Material bzw. der Verarbeitung zu knausern, um ein oder zwei Prozent einzusparen, ist eine unsinnige Methode der Kostenoptimierung, wenn dadurch der gute Ruf aufs Spiel gesetzt wird.

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