Joggen trotz Waldbrandgefahr

Mal ehrlich: wohl kein Läufer käme auf die Idee, wegen eines möglichen Waldbrandes auf das Laufen zu verzichten. Aber es gibt unverantwortliche Zeitgenossen, die Waldbrände geradezu provozieren.

Während ich gleichmäßig vor mich hinlief, dachte ich an nichts Spezielles. Der Wald war sehr grün, die Temperaturen hochsommerlich und die ersten Laufkilometer auf den Waldpfaden begegnete mir keine Menschenseele. Es war wunderbar ruhig. Erst gestern habe ich aus den Nachrichten erfahren, dass in 2/3 des Landes Waldbrandgefahrenstufe 4 oder 5 herrscht. D.h. eine hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr. Wenn man wenige Tage zuvor dann noch die Fernsehberichte über die großen Waldbrände in Kalifornien gesehen hat, wo nach kurzer Zeit bereits Waldflächen von der doppelten Größe San Franciscos niedergebrannt sind und tausende Menschen ihr Zuhause verloren haben, dann macht man sich schon seine Gedanken. Allerdings eher abstrakt, eher unspezifisch – ich ging nicht davon aus, um die nächste Kurve zu biegen und einer Feuerwand gegenüberzustehen.

Das passierte auch nicht – dafür näherte sich eine Vierergruppe von Wanderern von denen zwei fleißig vor sich hinschmauchten und allerliebste Rauchwölkchen ausstießen wie kleine Lokomotiven, die sich frei von Verantwortung ihres Daseins erfreuten. Tragisch.

Ich hätte weiterlaufen können. Tat ich aber nicht, sondern blieb stehen, versuchte freundlich Aufklärung zu betreiben und wurde weitaus weniger freundlich darum gebeten, mich um meinen eigenen Sch… zu kümmern. Als ich insistierte wurde der konkrete Wunsch geäußert, sie doch mal am A… zu lecken und andere Nettigkeiten, die hier nicht in Detail aufgeführt werden sollen.

Sie waren zu viert, ich ganz allein. Demokratie ist eine prima Sache die es aber eben auch mit sich bringt, überstimmt zu werden. Schade nur, wenn die Mehrheit im Unrecht ist. Es ist die eine Sache, ob jemand mit Rauchen seiner eigenen Gesundheit schadet. Das ist seine Privatangelegenheit, die mich nichts angeht. Aber es ist etwas ganz anderes, ob er damit anderen Menschen schadet oder die Natur und gegebenenfalls auch ganze Wohngebiete gefährdet. Ehrlich gesagt verstand ich diese Leute nicht. Wer zu süchtig ist, um mal einige Stunden auf das Rauchen zu verzichten, der sollte am besten gar keine langen Spaziergänge durch den Wald machen – zumindest sollte er so verantwortungsbewusst sein, bei hoher Waldbrandgefahrenstufe darauf zu verzichten. Der Spruch „I, me and myself“ klingt cool, aber er verwischt die Grenzen zwischen individueller, persönlicher Freiheit und Verantwortungslosigkeit.


Tipp:
Wer sich über die aktuelle Waldbrandgefahrenstufe informieren möchte, kann dies auf der Website des Deutschen Wetterdienstes tun: Deutscher Wetterdienst

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