Wann ist der Trainingspuls überhaupt „zu hoch“?
Nehmen wir an, der Puls beträgt 165 Schläge/Minute. Subjektiv betrachtet klingt das nach einem sehr hohen Pulswert. Wie hoch aber ist die Maximale Herzfrequenz (maxHF)? Bevor wir die maxHF nicht kennen, besitzt dieser Pulswert rein gar keinen Aussagegehalt. Das Problem dabei ist, dass Anfänger ihre maxHF oft gar nicht kennen und irgendwo einmal gelesen haben, man solle beim Sport keine Pulswerte von mehr als 130 Schlägen pro Minute haben, weil dies andernfalls aus diesen oder jenen Gründen schlecht wäre. Nun liegt der gemessene Pulswert aber deutlich über dieser Herzfrequenz (HF) von 130. Schlussfolgerung: „Also mache ich etwas falsch!“.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die maxHF zu ermitteln. Teilweise erledigen das moderne Pulsuhren automatisch (mit einer mehr oder weniger guten Genauigkeit). Die sicherste Methode ist, die maxHF entweder durch einen entsprechend harten Trainingslauf herauszufinden – eine Methode, die für Anfänger nicht immer empfehlenswert ist. Oder aber über eine etwas aufwendigere Laktatwertmessung – eine Möglichkeit, die Anfängern oft überambitioniert erscheint.
Wer seine maxHF ermitteln möchte, kann folgendermaßen vorgehen:
- Zunächst läuft man sich ca. 5-10 Minuten lang bei geringem Lauftempo warm
- Nun wird das Tempo stark erhöht und für weitere ca. 5-10 Minuten versucht, ein maximales Lauftempo zu erreichen und zu halten.
- Abgeschlossen wird das Ganze mit einem Schluss-Sprint
Der Pulswert, der nach dem Schluss-Sprint gemessen wird, ist die maxHF. Dazu kann der Wert der Pulsuhr dienen oder der Puls wird manuell für 15 Sekunden gezählt und das Ergebnis mit 4 multipliziert. Natürlich lassen sich stattdessen die Pulsschläge auch 1 Minute lang zählen. Allerdings sinkt – ganz besonders bei trainierten Läufern – der Puls innerhalb der ersten Minute, so dass eine Zählung der Pulsschläge über die ersten 15 Sekunden ein genaueres (höheres) Ergebnis liefert.
Nachdem nun die maximale Herzfrequenz bekannt ist, kann daraus sehr leicht berechnet werden, in welchen Bereich bei einem Lauf trainiert wird. Nehmen wir an, die maxHF lag bei 205 Schlägen pro Minute. Basierend auf obigem Beispiel eines gemessenen Pulses von 165 Schlägen pro Minute stellen wir eine kleine Berechnung auf.
Ein normaler Dauerlauf sollte bei 70-80% der maximalen Herzfrequenz absolviert werden. Wir berechnen:
205 Schläge/Minute x 0.8 = 164 Schläge/Minute.
Jemand, dessen maxHF 205 beträgt und der im Training mit 165 Schlägen/Minute läuft, befindet sich also durchaus gerade noch so im Bereich des normalen Dauerlaufs. Er sollte gegebenenfalls einen Hauch langsamer laufen.
Bei jemandem, dessen maxHF hingegen nur 185 Schläge/Minute beträgt, berechnen wir:
185 Schläge/Minute x 0.8 = 148 Schläge/Minute
Eine Läuferin oder ein Läufer mit einer maxHF von 185 Schlägen/Minute würde bei einem Trainingspuls von 165 bereits an der Grenze zum anaeroben Trainingsbereich unterwegs sein. Denn dieser beginnt bei 90% der maximalen Herzfrequenz wodurch sich berechnet (maxHF multipliziert mit Faktor 0.9):
185 x 0.9 = 166
Fazit
Ob ein Trainingspuls von 165 Schlägen pro Minute nun also zu hoch ist oder noch vollkommen in Ordnung, hängt letztendlich von der individuellen maxHF des Läufers ab. Die Maximale Herzfrequenz ist kein „Gütesiegel“ in dem Sinne, dass ein möglichst hoher oder niedriger Wert besser oder schlechter wäre, sondern einfach eine individueller Wert, der sich von Läufer zu Läufer unterscheidet.
Zu den bisherigen Überlegungen kommt jedoch noch ein ganz anderer Aspekt hinzu: