Wüstenlauf in Marokko

26.01.2006 Wüstenlauf
Wüsten sind trocken. Ihr Kennzeichen ist sengende Hitze, flimmernder Sand, eine grausam vom Himmel brennende Sonne die jeden dazu zwingt, die Augen zu Schlitzen zusammenzukneifen. So heiß es am Tag ist, so bitter kalt wird es in der Nachte. Denn dies ist, per Definition, ein Markenzeichen dieser endlosen Leere aus Sand. Was die Wüste nicht ist, ist ein Ort des Regens und der blühenden Landschaften.   

Wüstenlauf in Marokko

Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, auf sandigem, weichen Untergrund dahinzutaumeln, meinen Schweiß in diese gnadenlose Welt zu verspritzen und womöglich eine Spur aus kleinen Wassertropfen hinter mir zu lassen, die ebenso schnell verdunsten, wie sie den Boden berühren.

Fassungslos starrte ich auf die kompakte Wand aus Regen und musste mir eingestehen, meinen Wüstenlauf hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Allenortens blühten Gräser aus dem sonst kargen Sandboden, die Ölbäume am Rand der Wüste erstrahlten in neuem, saftigen Grün. Mein heroisches Vorhaben – mir schwebte etwas Bewegendes, etwas Spektakuläres vor, ein Bild, wie ich es schon einige Male im Fernsehen gesehen habe, als harte, unempfindliche Läufer hechelnd der Hitze der Sonne trotzten – löste sich im stetigen Fall der Regentropfen in Nichts auf. Statt Schweiß rann mir salzloses Wasser den Kopf herunter und der nasse Sand klumpt an meinen Schuhen.

Nein, das war es nicht, was ich erwartet hatte, das war es nicht, was mir vorschwebte, als ich mich erhobenen Hauptes auf den Weg zur Wüste machte, ein Funkeln in den Augen, welches nun erloschen war. Das Ganze war dermaßen frustrierend, dass ich es nun nicht über mich bringe, allzu ausführlich darüber zu berichten, allzu ausführlich darauf rumzureiten. Außer der Tatsache, dass es hier etwas hügeliger zuging als am Strand und der Untergrund meist weicher war, unterschied sich das Erlebnis nicht wesentlich von einem Strandlauf. Es war ein sandiges Erlebnis mit feuchtem Unterton, dem ich – trotz meiner entschlossenen Versuche – nur wenig abgewinnen konnte. Mit steinernem Gesicht und desillusioniertem Blick lief ich die Hügel rauf und runter. Wenigstens bestand kaum Gefahr, sich zu verlaufen. Meine eigenen Spuren waren in weitem Umkreis die Einzigen und trotz aller Nässe war der Regen nicht entschlossen genug, um sie innerhalb einer Stunde vollständig zu verwischen.

 

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