Laufen in Xi’an in der VR China
Obwohl die Umweltbedingungen in Xi’an weder besser noch schlechter als in Tongling sind (meinem zweiten „Laufrevier“, etwa 1.700 Kilometer von Xi’an entfernt), ist das Lauferlebnis grundsätzlich anders. Es mag Parkanlagen geben in Xi’an wenn man nur weit genug aus dem Stadtzentrum herauskommt.
In einigermaßen zentraler Lage bieten sich jedoch nur drei Möglichkeiten an:
- Direkt an der Straße (hust, hust!)
- Auf der Stadtmauer
- In den kleinen Grünanlagen entlang der Stadtmauer
Das Laufen entlang der Straße kann bei Nichtrauchern zu geistiger Umnachtung und schweren psychischen Schäden führen – mit dieser Aussage übertreibe ich; jedoch nur wenig.
Läufer, die sich für einen Lauf auf der Stadtmauer entscheiden, sind clever! Bei umgerechnet rund 8 EUR Eintrittspreis (ungefähr 1/10 des Monatsgehaltes eines normalen Fabrikarbeiters, der dafür bis zu 16 Stunden täglich arbeitet - bei einem freien Tag im Monat) stellt dies die kostspieligste Lösung dar.
Dafür wird ein großartiger Ausblick geboten, die Stadtmauer ist breit, meist leer (bei zuvor genannten Preisen wenig überraschend) und man kann locker einen 15-Kilometerlauf machen, ohne wenden zu müssen.
Was mich betrifft, so habe ich mich für das Areal unterhalb der Stadtmauer entschieden. Der Lauf verlief ereignislos, ich überquerte einige Gedichte, die mit Seifenlauge auf den Boden geschrieben worden waren. Ich wurde ganz normal angestarrt, allerdings nicht mehr als sonst üblich und einige gesundheitsbewusste Chinesen, die auf den öffentlichen Fitnessarealen Klimmzüge und Rumpfbeuge trainierten, klatschten mir auffordernd zu. Manche lächelten sogar.
Offen gestanden:
Es passierte einfach nicht viel. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt geahnt, was mich bei meinem Lauf in Tongling erwarten würde, hätte ich den Lauf in Xi’an sicherlich mehr genossen.
